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Die Legende des Heiligen Markus

Nach der Heiligenlegende kam Markus, einer der zwölf Apostel und einer der vier Evangelisten, auf Wunsch des HI. Petrus als Missionar nach Nordostitalien und gründete das Erzbistum Aquilea. Ihm unterstand auch Venedig bzw. das Gebiet, das einmal Venedig werden sollte. Auf einer dieser Missionsreisen verirrte sich der Heilige in der Lagune und legte sich bei einbrechender Dunkelheit auf einer Insel nieder. Im Traum erschien ihm ein Engel, der ihn mit den Worten »pax tibi Marce« (Friede sei mit dir, Markus) begrüßte. Er prophezeite ihm, dass genau an dieser Stelle einst seine letzte Ruhestätte und der Ort seiner höchsten Verehrung sein werde.

Seine Reisen führten den Apostel weiter in die ägyptische Stadt Alexandria, die er gleichfalls für das Christentum gewann und wo er einen Bischofssitz einrichtete. Dort erlitt der Heilige auch sein Martyrium. Die heidnische Partei, welche wieder die Oberhand gewonnen hatte, nahm ihn gefangen und schleifte ihn an Stricken gefesselt zu Tode. Die alexandrinischen Christen begruben ihn in seiner Bischofskirche. 

Im 9. Jh. aber war die Stadt im Besitz der moslemischen Sarazenen. Ihr Kalif ordnete den Bau eines prächtigen Palastes an. Da man nicht schnell genug das dafür notwendige Baumaterial herbeischaffen konnte, bediente man sich in den christlichen Kirchen. Damit geriet die letzte Ruhestätte des Evangelisten in äußerste Gefahr.

Glücklicherweise hielten sich zu dieser Zeit zwei venezianische Händler namens Rusticus und Bonus in Alexandria auf, die kurz zuvor mit ihren reich beladenen Schiffen bei einem schweren Sturm in den Hafen von Alexandria getrieben worden waren. Als sie eines Tages wie immer ihre Andacht in der Kirche des HI. Markus verrichten wollten, berichteten die griechischen Geistlichen, die dort ihren Dienst versahen, mit Sorgen von den Plänen des Kalifen. Die Venezianer schmiedeten sofort einen Plan, wie sie die Reliquie des Heiligen retten konnten. Zunächst mussten sie die widerstrebenden Mönche davon überzeugen, dass es besser wäre, die Reliquie in ihre Hände zu geben, als sie von den Sarazenen misshandeln zu lassen. Dann mussten sie sich den Schwierigkeiten stellen, die sowohl von Seiten der christlichen Gemeinde als auch von Seiten der Sarazenen zu erwarten waren, wenn sie den Körper des Heiligen aus Alexandria fortschaffen wollten. Denn es war nicht zu erwarten, dass die Christen vom Raub ihres Schutzheiligen begeistert sein würden.

Inbrünstig flehten Rusticus und Bonus den Hl. Markus um Beistand an. Und so geschah es, dass gerade zu der Zeit, als sie seinen Leichnam aus der Kirche fortschafften, ein heftiges Unwetter über der Stadt niederging, das alle Menschen in ihre Häuser trieb. So gelangten sie unbemerkt mit ihrer kostbaren Beute aus der Kirche. Um sie an den moslemischen Zöllnern vorbeizubringen, legten sie den Leichnam in eine Kiste. Da er aber einen so wunderbaren Geruch verströmte, bedeckten sie ihn mit Schweinefleisch. Dies war für die Zöllner so Abscheu erregend, dass sie die Venezianer unkontrolliert passieren ließen. In einer durch den Heiligen bewirkten wundersam schnellen Fahrt über das Meer brachten sie ihn so am 31. Januar des Jahres 828 nach Venedig, wo er vom Bischof und vom Dogen sowie der gesamten Bevölkerung feierlich empfangen wurde.

Man wollte die kostbare Reliquie in den Dogenpalast bringen. Beim Transport dorthin wurde sie jedoch genau an der Stelle, wo später seine Kirche stehen sollte, so schwer, dass auch mehrere Männer den Toten nicht mehr zu tragen vermochten. Erst als der Doge in einem Gelübde versprach, dem Heiligen genau an dieser Stelle eine Kirche zu errichten, ließ sich der Leichnam aufheben und zu seiner vorläufigen Ruhestätte tragen.
(Entnommen dem Band: "Kunst & Architektur. Venedig". Verlag Könemann)
 

Auf einer Textseite  zu der hervorragenden Ausstellung "2000 Jahre Christentum am Nil" im Kestner-Museum Hannover von 2005 heißt es:

"Die Koptische Kirche heute.

Seit 1971 leitet Schenuda III. als 117. „Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhls des HI. Markus" die Geschicke der Koptischen Kirche Ägyptens. Seine Amtszeit zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur den Dialog mit den anderen christlichen Kirchen der Welt verstärkt gesucht, sondern auch aktiv verwirklicht hat. 1973 besuchte er Papst Paul VI. in Rom und erreichte nach 1520 Jahren die Überwindung des Bruches von Chalkedon (451), indem beide Kirchen in einer gemeinsamen Erklärung bekräftigten, an das Gleiche zu glauben. Dieser Einigung war vorausgegangen, dass von Paul VI. am 2. Juni 1968 die in Alexandria gestohlenen und nach Venedig verbrachten Reliquien des HI. Markus nach Ägypten zurückgebracht wurden. Ihnen zu Ehren wurde im Stadtteil Abbasiya von Kairo die damals größte Kirche Afrikas, die Markuskathedrale, errichtet. Unter ihrem Hochaltar fanden die Gebeine des Heiligen eine neue Heimstadt. Die Markuskathedrale ist Sitz des koptischen Patriarchats."

(Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dr. Loeben, Kestner-Museum Hannover)

 

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